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Mein Weihnachtslicht

Erschienen am 15.08.2018
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963620133
Sprache: Deutsch
Umfang: 96 S.
Format (T/L/B): 0.9 x 19 x 11 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Warm wie Lichter am Weihnachtsbaum strahlen die Geschichten dieses Buches in die Herzen ihrer Leser. Die bekannte Autorin Lotte Bormuth hat sie gesammelt, weil ihr die Botschaft des Weihnachtsfestes so wichtig geworden ist: Jesus, der Heiland, ist geboren und er will auch unser Leben mit seiner Liebe hell machen.

Autorenportrait

Lotte Bormuth ist eine der erfolgreichsten Autorinnen Deutschlands. In über 100 Titeln hat sie mit Lebensbildern und eigenen Erlebnissen vielen Menschen Trost, Freude und Glaubensmut vermittelt. 1945 als Flüchtlingskind nach Deutschland gekommen, engagiert sie sich heute für syrische Flüchtlinge in ihrem Umfeld.

Leseprobe

Weihnachten 1945 in der Fremde Es war das armseligste Fest, und zugleich das schönste Fest, das ich je gefeiert habe. Wir waren Flüchtlinge aus Bessarabien, irrten seit dem 19. Januar 1945 über ein halbes Jahr lang auf den Straßen Deutschlands umher, suchten nach einer Bleibe und wussten nicht wo. Schließlich landeten wir in Breitenbach bei Bebra im Hessenland. Opa Be-cker, ein Schreinermeister, öffnete uns seine Türen und stellte uns eine große Küche und eine Kammer zur Verfügung. So hatten wir wieder ein Dach über dem Kopf gefunden. Sogar für unsere drei Pferde, mit denen wir im offenen Kastenwagen vor der russischen Front geflohen waren, schaffte er Platz in seinem Stall. Es war für uns eine wunderbare Führung Gottes, dass wir gerade in dieser Familie ein neues Zuhause fanden. Opa Becker war Christ, und das zeigte sich auch in seinem Handeln. Wie oft brachte er meiner Mutter einen Liter Milch oder stellte eine Schüssel mit Kochkäse, den er selbst zubereitet hatte, auf den Tisch. Wenn er ein Schwein schlachtete, dann holten wir in unserem Milchkännchen Wurstbrühe, und oft genug legte er noch eine Leberwurst hinein. Unser Wohl lag ihm am Herzen, das spürten wir gerade in den kleinen Freundlichkeiten, die er uns bereitete. Einmal hatte uns ein Dieb sämtliche Lebensmittelkarten gestohlen. Das war für uns ein schreckliches Dilemma. Für unsere große Familie bedeutete dies, dass wir einen Monat lang nichts Essbares kaufen konnten: keine Milch, kein Brot, keinen Zucker, kein Mehl, kein Fett und kein Fleisch. Dieser Diebstahl stürzte unsere Familie in eine schlimme Krise. Es war so, als wäre uns auf dem Fluchtweg eine Wagendeichsel gebrochen. Eine Deichsel hätten wir durch einen Baumstamm wieder ersetzen können, aber Lebensmittelmarken wurden nicht ersetzt. Opa Becker aber sorgte für uns. Er holte aus seinem Keller Kartoffeln und Zuckerrüben, brachte uns Obst und Gemüse aus seinem Garten und füllte meiner Mutter die Hände mit Mehl und Teigwaren, die er aus seiner Speisekammer zu uns in die Küche trug. Für uns war dieser alte Christ ein wahrer Segen, ein Glücksfall. Noch heute wird es mir warm ums Herz, wenn ich an ihn denke. Seine Liebestaten haben sich mir eingeprägt. Er lud uns auch in die Bibelstunden ein, die jeden Donnerstagabend in seiner Wohnstube stattfanden. Nun war Weihnachten, die erste Weihnacht in der Fremde. Unser Herz wollte uns schwer werden, wenn wir daran dachten, was uns durch den verlorenen Krieg alles genommen worden war. Wir waren arm, sehr arm sogar. Wir wollten Weihnachten feiern, aber wir hatten keine Geschenke, keine Plätzchen, keine Süßigkeiten, keinen Christbaumschmuck. Mein Vater hatte ein kleines, zierliches Tännchen aus dem Wald geholt und auf den Küchentisch gestellt. Drei Kerzenstummel hatten wir aufgesteckt. Mehr hatten wir nicht, womit wir das Bäumchen hätten schmücken können. Nun standen wir um unseren Christbaum und sangen Lieder, wie wir es in Bessarabien gewohnt waren: Süßer die Glocken nie klingen als zu der Weihnachtszeit; 's ist, als ob Engelein singen wieder von Friede und Freud, wie sie gesungen in seliger Nacht, wie sie gesungen in seliger Nacht. Glocken mit heiligem Klang, klingt doch die Erde entlang! Meiner Mutter liefen die Tränen über die Wangen. Der Schmerz über den Verlust ihres Kindes quälte sie noch allzu sehr. Sie war am 19. Januar 1945 hochschwanger auf die Flucht gegangen. Mitten im Kriegsgeschehen schenkte sie einem kleinen Mädchen das Leben. Aber durch die Strapazen des langen Fluchtweges war meine Mutter zu schwach, zu ausgemergelt, um das Baby stillen zu können, und so musste unsere kleine Erika verhungern. Wir hatten keine Milch, um das Kind am Leben zu erhalten. Heute in unserem Wohlstand ist dies kaum vorstellbar, aber 1945 stand es sehr schlecht mit der Ernährung. Oft mussten wir hungern. Im Schein der Kerzen und im Klang der Lieder kamen in meiner Mutter noch einmal der ganze Schmerz und Jammer hoch. Sie schluchzte, und uns Kindern bereiteten

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